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den zweiten, den Albinus, los. Dieser, enttäuscht über die Ge-
fahr, die ihm bevorstanb, hatte uuterbessen zu den Waffen ge-
griffen und war nach Gallien herübergekommen. Bei Lyon kam
es zwischen beiben Nebenbuhlern zu einer furchtbaren Entscheid
bungsschlacht, die so unglücklich für den Albiuus ausfiel, daß er
voll Verzweiflung sich selbst den Tod gab. Der Sieger zog
dann nach Nom und nahm schreckliche Rache an den Senatoren
und allen benen, die es mit seinem Gegner gehalten hatten. Zur
Demüthigung der Parther, welche den Niger unterstützt hatten,
unternahm er einen Zug in Osten, entriß den Parthern die
Provinz Mesopotamien mit den Städten Dara und Nisibis und
hielt noch eine Ruubreise durch die ihm verbächtigen Lanbschaften
Syrien, Palästina und Ägypten. Von Jubäa aus erließ er
(203) ein strenges Verbot gegen den Übertritt zum Jubenthum
und Christenthum 2). Jetzt hatte er seine Herrschaft völlig be-
festigt und übte sie mit unumschränkter Gewalt. Den Senat
beachtete er fast gar nicht mehr; sein ganzes Vertrauen setzte
er auf seine Heere, die er auf alle Weise begünstigte. So würde
er der eigentliche Grüuber der Militärherrschaft. Eine beson-
bere Sorgfalt wanbte er auch der Justiz zu; auch lebten unter
ihm in hohen Ehren die berühmten Rechtsgelehrten Papinian,
Ulpian und Paulus. Noch im hohen Alter unternahm er, be-
9 gleitet von seinen Söhnen Geta und Caraealla und seiner Ge-
mahlin Julia Damna, einen Zug nach Brittanien, das von den
Caleboniern bebroht würde. Er trieb diese zurück und verstärkte
den frühern Erbwall durch eine Mauer und neue Schanzen.
Währenb des Felbzuges starb er, von Kummer über seine uuge-
rathenen Söhne aufgeriebeu, in Eboraeum, dem heutigen Zjork.
Sterbenb gab er seinen Söhnen noch die Lehre: „Selb einträch-
tig und haltet nur auf die Solbateu." Die feinblichen Brüber
kehrten mit der Kaiserin und der Leiche des Vaters nach Rom
zurück. Die beabsichtigte Ausführung und Theilung des Reiches
blieb erfolglos.
Antoninus Bassianus Caraealla (211—217) erstach sei-
nen jüngern Bruder und Mitregenten in den Armen der Mut-
ter, die ihn schützen wollte, und eilte dann sofort in das Lager,
2) Judaeos fieri sub gravi poena vetuit. Idem etiain de Christianis
sanxit. Ael. Spart. Sev. 17.
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Extrahierte Personennamen: Jubäa Paulus Caraealla Julia_Damna Antoninus_Bassianus_Caraealla Christianis
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Niger Syrien Palästina Eboraeum Rom
I
153
leichter Unterkleidung, halbnackt, an, damit sich die Glieder freier bewegen knnten. Nackt heit auf griechisch gymnos, und hiervon hatten ihre Uebnngspltze selbst den Namen Gym-nasien. Eine Erweiterung dieser Uebungen bildete die Jagd. Der Krieg sollte die Freude der Männer sein. In die Schlacht zogen die Spartaner bekrnzt, mit Musik und Gesang wie zu einem Feste, in blutfarbiger Kleidung. Sieg oder Tod war die Losung. Der Flchtling blieb als Ehrloser ausgestoen. Darum gab einst eine spartanische Mutter ihrem Sohne, als er in den Krieg zog, den Schild mit den Worten: Mit ihm oder auf ihm!" d. h. kehre entweder siegend aus der Schlacht mit deinem Schilde zurck, oder fllst du, so sei es doch nach der tapfersten Gegenwehr, so da man dich mir auf deinem geret-teten Schilde zurcktragen kann. Als eine Spartanerin die Nach-richt erhielt, ihr Sohn sei gefallen, fragte sie rasch: Und hat er gesiegt'?" Als man ihr das bejahete, fuhr sie frhlich fort: Nun, dazu habe ich ihn ja geboren, da er kein Bedenken trage, fr das Vaterland zu sterben." Ihre Schwerter waren kurz: Denn," sagte einst ein Spartaner, wir lieben es, dem Feinde nahe zu sein." Der Angriff geschah nicht mit Hitze, sondern mit Klte und Besonnenheit.
Schon die erste Erziehung des jungen Spartaners wies auf seine knftige Bestimmung hin. Sobald ein Kind geboren war, wurde es besichtigt, ob es auch gesund und stark sei. War es das nicht, so wurde es zum Verhungern ausgesetzt; denn die Stadt sollte nur aus starken, wehrhaften Brgern bestehen. Sonst bekamen es die Eltern wieder und behielten es bis zum siebenten Jahre. Ihre ganze Erziehung bezweckte fast einzig Abhrtung des Krpers. Halbnackt liefen die Kleinen umher, halbnackt schliefen sie auf hartem Lager von Schilf, welchen sie sich, sobald sie eben laufen konnten, vom Ufer des Eurotas selbst holen muten. Mit dem siebenten Jahre gehrten die Kinder dem Staate an und kamen unter strenge mnnliche Auf-ficht. Sie wurden abgehrtet gegen Hunger und Durst, Hitze
I
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'len, um den Lehren der Weisheit zuzuhren. Auf dem Markt-platze, wo sich an bestimmten Tagen alle Brger zur gemein-schaftlichen Berathung versammelten, sah man mit Erstaunen, wie ein Redner nach dem andern durch gewandte und knst-lerische Darstellung die ganze Volksmenge wie bezaubert mit uch fortri. An den Hafenpltzen wimmelte es unaufhrlich von ankommenden und abgehenden Schiffsleuten. Bald wurden Schiffe ausgeladen, bald andere vom Stapel gelassen, und wieder andere liefen mit vollen Segeln in den Hafen ein. Man kann denken, wie gern die Fremden in einer Stadt waren, wo es berall so viel Neues zu sehen, so viel Neues zu hren gab.
Diese Pracht und diese Herrlichkeit waren vorzglich das Werk des Perikles. Er verlegte willkrlich die Bundeskasse oon Mos nach Athen; gegen tausend Inseln und Städte muten Zchutzgeld an die Athener zahlen. Dieses und die von den Persern erbeuteten Schtze verwendete Perikles theils zur Ver-schnerung der Stadt, theils zur Aufmunterung und Unter-lltzung der Knstler und Gelehrten. Durch sein gerades und wrdevolles Wesen, durch seine hinreiende Beredtsamkeit hatte er sich Aller Herzen gewonnen. Das sonst so herrschschtige Volk lie sich ganz von ihm leiten. Was er rieth, das geschah, wen er anklagte, der wurde verurtheilt, wen er vertheidigte, der kam unfehlbar frei. Er trgt den Donner und Blitz auf seiner Zunge!" pflegten seine Mitbrger von ihm zu sagen, und nannten ihn nicht anders, als den Olympier, d. h. den Himmlischen. Einst hielt er eine Trostrede an die Eltern, bereit Kinder in einer Schlacht gefallen waren. Die ganze Versamm-lung war tief bewegt. Und mit freubigem Ungestme brangen die Mtter nach der Rebnerbhne, reichten ihm Krnze und vergossen Thrnen der Rhrung.
Unter biesem merkwrbigen Manne stanb die Stadt in ihrem hchsten Flor. Aber gleichwie die Blume gerabe in ihrer reizenbsten Schnheit dem Verwelken am nchsten ist, so auch Athen.
Sclttr'i Weltgcsch. 1. 30. Aufl. 23
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-
103
und setzten es dem Vater zur Speise vor. Der wute von nichts und a vergngt von dem schrecklichen Gerichte. Nach der Mahlzeit fragte ihn Astyages: Nun, wie hat dir das Gericht geschmeckt?" Ganz vortrefflich!" erwiederte der frhliche Vater. Weit du aber auch/' fuhr Astyages mit bitterem Hohne fort, von welchem Wildpret du gegessen hast?" Und stehe! auf des Knigs Wink bringen die Diener dem Har-pagus in einem verdeckten Korbe den Kopf, die Arme und Beine seines Sohnes. Das Vaterherz blutete beim Anblicke; vor dem Angesichte des Wtherichs aber durfte sein Ingrimm nicht laut werden. Er stellte sich zufrieden und verschlo seinen Kummer in stiller Brust, schwur aber zugleich ewige Rache dem Astyages.
Der König wurde inde von den Traumdeutern der die Erhaltung des Cyrus beruhiget. Sie sagten: Dein Traum, o König, ist jetzt erfllt, da er von den Knaben bereits zum Könige erwhlt ist und Alles so gemacht hat, wie die wirk-liehen Konige. Sei nur getrost, er wird nicht zum zweitenmal regieren!"
Jetzt freuete sich Astyages. Er lie den Cyrus kommen und sprach: Mein Sohn, ich habe dir damals groes Unrecht gethan, durch ein trgerisches Traumgesicht verfhrt; doch dein gutes Glck hat dich erhalten. Jetzt gehe freudigen Muthes nach dem Perserlande, ich werde dich dahin geleiten lassen. Dort wirst du einen ganz anderen Vater und eine ganz an-dere Mutter finden, als den Hirten und seine Frau." Hierauf entlie er den Cyrus.
Als Cyrus in das Haus des Cambyses kam und sich zu erkennen gab, da war die Verwunderung und Freude seiner Eltern der alle Maen. Denn sie hatten ihn schon lngst todt geglaubt. Er konnte ihnen von seinen wunderbaren Schicksalen nicht genug erzählen. Ganz gewaltig lobte er immer die alte Hirtenmutter, und sein drittes Wort war immer die Hirtenmutter.
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus
Ii
133
Er zahlte den Zins und betrat die heilige Stadt. Der Anblick der Orte, welche einst der gttliche Heiland durchwandelt hatte, erfllte ihn mit unaussprechlichem Entzcken. Als er aber den Jammer und das Elend der mnthlos einherschleichenden Chri-sten und die Entweihung ihrer Tempel von den stolzen Musel-mnnern sah, ergriff ihn so tiefe Wehmuth, da er weder Tag noch Nacht Ruhe fand. Er sann auf Rettung und fate den Entschlu, nach Europa zurckzukehren und alle Völker und ihre Fürsten aufzufordern, die den Christen widerfahrene Schmach ritterlich mit den Waffen an den Trken zu rchen. Sofort eilte er zum Patriarchen und bat ihn um ein Schreiben an den Papst und die abendlndischen Fürsten: er selbst werde das Schreiben besttigen und die Glubigen aufmuntern zu freudigen Zgen." Gern bewilligte der Patriarch diese Bitte. Und noch einmal eilte der fromme Pilger in der Angst seines Gemthes nach der Auferstehungskirche, um Gottes Hlfe fr das Unter-nehmen anzuflehen, welches seine ganze Seele erfllte. Hier bermannte den Betenden der Schlaf. Und im Traume erschien ihm Christus und sprach: Stehe auf und eile und vollbringe khn, was dir auferlegt worden ist, ich werde mit dir sein; denn es ist Zeit, da das Heiligthum gerettet und meinen Dienern geholfen werde." Peter erwachte, gestrkt und begeistert ; er fhlte die Kraft in sich, das Grte zu unternehmen.
Ganz erfllt von seinem neuen Berufe eilte Peter nach Europa zurck und begab sich nach Rom zu dem Papste Urban Ii. Diesem berreichte er dm Brief des Patriarchen und untersttzte dessen Anliegen mit der ergreifendsten Schilderung der Leiden, welche die Mutter aller Kirchen von ihren Tyrannen erdulde. Mit Staunen hrte der Papst den flammenden Worten des begeisterten Pilgers zu. Er lobte feinen Eifer und versprach ihm alle Untersttzung. Wie einen Apostel sandte er ihn vor sich her. Geh' hin, mein Sohn," sprach er, handle von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, erzhle berall, was du gesehen und gehrt Haft, erwrme die kalten Herzen mit glhendem Eifer,
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Extrahierte Personennamen: Christus Peter Peter Urban Apostel
94
durch welchen er am Arm verwundet wurde. Diese meuchel-
mörderische That erfüllte die Gcmüther der Hugenotten mit
dem äußersten Schrecken; und nur die innige Theilnahme,
welche der König äußerte, der selbst zu dem Kranken eilte und
zu ihm die herzlichen Worte sprach: „Die Verwundung trifft
Sie, der Schmerz mich, mein Vater!" — ferner die vielen
Anstalten, welche er zur Entdeckung des Mörders machte, ver-
mochten sie wieder zu beruhigen.
Dieser mißlungene Versuch auf Colignp's Leben entflammte
den Zorn der Königin Mutter nur noch mehr. Jetzt bestürmte
sie mit ihrer Partei den König, in die Ermordung Colignp's
zu willigen, weil er durch Herbeirufung auswärtiger Hülfe
einen neuen Bürgerkrieg erregen wolle und das Leben des
Königes selbst in Gefahr bringe. Nach längerem inneren
Kampfe willigte Karl ein; und der entsetzliche Mordplan kam
in der Bartholomäusnacht vom 23. auf den 24. August 1572
in Paris zur Ausführung.
I>ic Bartholomäusnacht (1572). — Der Herzog Heinrich
von Guise, dessen Vater vor neun Jahren von einem hugenot-
tischen Edelmanne, Poltrot, meuchelmörderisch erschossen worden
war, hegte gegen Colignp den Verdacht der Anstiftung dieser
Thal und ersah sich deshalb zunächst ihn zum Opfer seiner
Rache aus. Er eilte mit einer Mannschaft nach der Wohnung
des Admirals. Hätte der Herzog nur einige Minuten gezö-
gert, so wäre das blutige Vorhaben vielleicht nicht zur Aus-
führung gekommen; denn von dem Schrecken des Gewissens
oder von feiger Angst überwältigt, hatten im Augenblicke der
ausbrechenden Gräuel der König und sein Bruder Anjou, selbst
die Königin Mutter den Widerruf beschlossen. Aber ein durch
die Nacht tönender Pistolenschuß verkündete, daß es zu spät
sei. Colignp war schon gefallen. Auf den Zuruf: „Im
Namen des Königes!" ward seine Pforte den Andringenden
geöffnet, die Wächter augenblicklich erschlagen. Dann stürzten
die Mörder in das Zimmer des Admirals. Bei dem ersten
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl August Heinrich
von_Guise Heinrich Colignp
226
Czar sein, aber vergönnt mir, daß mein geliebter Bruder Peter
mit mir regiere!" Da die Strelitzen nichts dagegen hatten, so
mußte auch Sophie es sich vorerst gefallen lassen, daß beide
zu Czaren gekrönt wurden. Weil beide noch minderjährig
waren, so blieb sie ja doch Negcntin.
Zwei Jahre nachher entstand eine neue Empörung der
Strelitzen gegen den Czar Peter. Seine Mutter floh mit ihm
nach einem festen Kloster in der Nähe von Moskau. Dahin
folgten auch die Meuterer. Das Kloster wurde erstürmt, und
der junge Czar am Altäre der Kirche, wo die Mutter schützend
ihre Arme um ihn schlang, entdeckt. Schon war einer im Be-
griffe, ihm den Dolch in's Herz zu stoßen, als ein anderer
hcrzuspraug, mit den Worten: „Halt! Bruder, nicht hier am
Altäre; er wird uns ja doch nicht entgehen!" Das rettete den
Czar; denn eben jetzt erschien Reiterei, und der Haufen der
Strelitzen stäubte vor Schrecken auseinander. Ihr früherer
Trotz verwandelte sich nun in die äußerste Zaghaftigkeit und
Demuth. Der Hof versprach ihnen Verzeihung, wenn sie die
Anstifter der Empörung ausliefern würden. Das geschah, und
noch mehr. Sie begaben sich, viertausend an der Zahl, in
einem langen Zuge nach dem Palaste. Je zwei und drei trugen
einen Block, und ein dritter ein Beil. Viele von ihnen erschie-
nen mit einem Stricke um den Hals, und ihre Weiber und
Kinder gingen weinend vor ihnen her. Vor dem Fenster, wo
die Czare standen, hielt der Zug. Hier bekannten sie alle laut
ihre Schuld und legten, wie verurthcilte Missethäter, ihre Köpfe
auf die Blöcke. Allein nur dreißig der Hauptschuldigen wurden
verurtheilt und enthauptet, alle übrigen aber begnadigt.
Die Ruhe war wieder hergestellt, und Sophie führte das
Sceptcr noch sieben Jahre lang, während der junge Peter in
einem kleinen Dorfe, Prcobraschenskoi, in der Nähe von Moskau
sich aufhielt und dort den Grund zu seiner zukünftigen Größe legte.
Er war ein kräftiger, feuriger Jüngling voll Wißbcgierde und
Durst nach Thaten. Sein Liebling war Le Fort, ein Kauf-
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Extrahierte Personennamen: Peter Peter Demuth Peter
346
74. Fortsetzung des Krieges der ersten Coalition.
Donapartc in Italien. — Der Plan, welchen die neue
Regierung der Directoren für den Feldzug von 1796 entwor-
fen hatte, war riesenhaft und bedrohete Oesterreich, ihren
mächtigsten Feind auf dem festen Lande mit dem Untergange.
Nach diesem Plane sollte der General Jourdan durch Fran-
ken, Moreau durch Schwaben, der junge Bonaparte von
Italien aus in das Herz von Oesterreich dringen und dem
Kaiser die Fricdensbcdingungen unter den Mauern seiner
Hauptstadt vorschreiben. Bevor aber dieser Plan zur Aus-
führung kommen konnte, waren unendliche Schwierigkeiten zu
überwinden, zumal in Italien, wo das Heer, dessen Oberbe-
fehl Bonaparte übernehmen sollte, sich in dem allerkläglichsten
Zustande befand.
Dieser junge Held, erst 26 Jahre alt, war am 15 Au-
gust 1769 zu Ajaccio auf der Insel Corsica geboren. Sein
Vater, der hier Advokat war, starb schon im vierzigsten Jahre
und hinterließ fünf Söhne und drei Töchter, auf deren Er-
ziehung die Mutter Lätitia alle Sorgfalt verwendete. Eine
kleine Kanone war das Lieblingsspielzeug des jungen Bona-
parte, Mathematik und Geschichte seine Lieblingsstudien. Auf
Empfehlung des Gouverneurs von Corsica wurde der viel-
versprechende Knabe auf die Kriegesschule zu Brienne ausge-
nommen, wo er sich so auszeichnete, daß er, erst vierzehn Jahr
alt, nach Paris geschickt wurde, um dort seine Bildung zu
vollenden. Auf die Einwendung gegen das ungesetzliche Alter
des Knaben erwiederte der Oberaufseher der Militärschule:
„Ich bemerke hier einen Funken, den man nicht sorgsam genug
pflegen kann." Siebenzehn Jahre alt wurde er Lieutenant
und ergriff mit Begeisterung die Sache der Republikaner. Die
öffentliche Aufmerksamkeit lenkte er zuerst bei der Belagerung
von Toulon auf sich, und als Preis seiner Auszeichnung da-
selbst wurde ihm der Oberbefehl über das Heer in Italien
anvertraut. Hier eröffnete er seine glänzende Laufbahn und
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133
sah; ergriff ihn so tiefe Wehmuth, daß er weder Tag noch Nacht
Ruhe fand. Er sann auf Rettung und faßte den Entschluß,
nach Europa zurückzukehren und alle Völker und ihre Fürsten
aufzufordern, die den Christen widerfahrene Schmach ritterlich
mit den Waffen an den Türken zu rächen. Sofort eilte er
zum Patriarchen und bat ihn um ein Schreiben an den Papst
und die abendländischen Fürsten: „er selbst werde das Schrei-
den bestätigen und die Gläubigen aufmuntern zu freudigen Zü-'
gen." Gern bewilligte der Patriarch diese Bitte. Und noch
einmal eilte der fromme Pilger in der Angst seines Gemüthes
nach der Auferstehungskirche, um Gottes Hülfe für das Unterneh-
men, welches seine ganze Seele erfüllte, anzuflehen. Hier über-
mannte den Betenden der Schlaf. Und im Traume erschien
ihm Christus und sprach: „Stehe auf und eile und vollbringe
kühn, was dir auferlegt worden ist, ick werde mit dir sein; denn
es ist Zeit, daß das Heiligthum gerettet und meinen Dienern
geholfen werde." Peter erwachte, gestärkt und begeistert; er
fühlte die Kraft in sich, das Größte zu unternehmen.
Ganz erfüllt von seinem neuen Berufe eilte Peter nach
Europa zurück und begab sich nach Rom zudem Papste Urban Ii.
Diesem überreichte er den Brief des Patriarchen und unter-
stützte dessen Anliegen mit der ergreifendsten Schilderung der
Leiden, welche die Mutter aller Kirchen von ihren Tyrannen
erdulde. Mit Staunen hörte der Papst den flammenden Worten
des begeisterten Pilgers zu. Er lobte seinen Eifer und versprach
ihm alle Unterstützung. Wie einen Apostel sandte er ihn vor
sich her. „Geh' hin, mein Sohn," sprach er, „wandle von
Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, erzähle überall, was du
gesehen und gehört hast, erwärme die kalten Herzen mit glühen-
der Beredtfamkeit, und der Heiland wird feinen Segen zu deinen
Bemühungen geben; alles übrige überlasse meiner Sorgfalt."
Da fetzte sich Peter barfuß und mit entblößtem Haupte,
angethan mit einem grauen Pilgcrkleide, aus einen Esel, um-
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Extrahierte Personennamen: Christus Peter Peter Urban Apostel Peter
126
wurde nach ganz fremden Ländern verschlagen und litt unsägliche
Drangsale. Die meisten und wunderbarsten Schicksale trafen den
armen Ulysses. Zehn volle Jahre mußte er in der Welt umher-
irren. Auf dem brausenden Meere dachte er an nichts, als an
seinen alten Vater Laertes, seinen Sohn Telemach und an sein
Weib Penelope. Er weinte bittere Thräneu um sie.
Und wenn die Fürsten, in der Erwartung, das Ende ihres
Ungemachs zu finden, zu Hause anlangten, fanden sie nur noch
größeres. Hier hatten während der langen Abwesenheit andere
sich ihrer Herrschaft und ihres Eigenthumes bemächtiget. Sie selbst
waren ihren Unterthanen fremd, ja entbehrlich geworden. Selbst
ihre Weiber waren zum Theil durch neue Bande der Liebe wieder
verbunden. Bei ihrer unverhofften Rückkehr entstand nun Zank
und Streit im ganzen Lande. Manche der zurückgekehrten Fürsten
mußten sich wieder einschissen und unter einem anderen Himmel
ein neues Vaterland suchen. Andere fielen durch Meuchelmord.
So hatte sich das treulose Weib des Agamemnon unterdeß mit
dem Agistheus verheirathet, und als ihr rechtmäßiger Mann wieder
kam, tödteten sie ihn heimtückisch.
Ulysses war zwar glücklicher und wurde von den Seinigen
mit inniger Liebe empfangen; aber den besten Theil seines Ver-
mögens hatten ihm übermüthige Freier, die sich unaufhörlich um die
Hand seiner treuen Penelope bewarben, weggeschmauset. Mit den
Waffen in der Hand mußte er sein Haus von diesen Gästen säubern.
Keine Begebenheit war seitdem den Griechen wichtiger, als
der trojanische Krieg. Die Heldenthaten, Gefahren und Beschwerden,
die diese Unternehmung veranlaßte, pflanzten sich von Mund zu
Mund, mit manchen wunderbaren Mährchen ausgeschmückt, Jahr-
hunderte hindurch weiter; und Dichter und Sänger verewigten
die wichtige Begebenheit, den Lieblingsgegenstand des Volkes,
durch geistreiche und anmuthige Darstellung. Vor allen hat der
griechische Dichter Homer, ein Zeitgenosse des Salomo, dessen
Vaterstadt aber unbekannt ist, in einem Gedichte, Jliäde ge-
nannt, die einzelnen Kämpfe der Helden vor Jlium oder Troja,
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